Ruth Westerwelle

Fotografie I

Fotografie II

Die Frauen der APO
   • Berlin, Willy Brandt Haus
      Vernissage
      Eröffnungsrede
      Meinungen
      Pressestimmen
   • Bremen, Haus der Bürgerschaft
Nicht von Dauer war die Mauer
Die Katzen von Montmartre
Kreuzberg – lieben leben kämpfen
Wolfen Nord
Menschen in Wolfen Nord
Wiesbaden
Frauen von Wiesbaden
BaumArt
Und nix wie raus zum Wannsee
Die Zukunft ist weiblich
Kultur der Frauengräber

Anderes III

 

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Eröffnungsrede von Gisela Kayser, Geschäftsführerin und Künstlerische Leiterin des Freundeskreises Willy-Brandt-Haus


Liebe Gäste, ich heiße sie ganz herzlich willkommen zu einem ganz außergewöhnlichen Abend, zur Eröffnung der Ausstellungseröffnung:


Die APO-Frauen , die weibliche Seite von 68.


Ich begrüße ganz herzlich die Fotografin Ruth E. Westerwelle. Ebenfalls mit großer Freude begrüße ich die drei APO Frauen, die gleich anschließend zu ihrem Leben und Wirken befragt werden:

Gretchen Dutschke, Christina Thürmer Rohr und Herta Däubler Gmelin,

herzlich Willkommen auch Shelly Kupferberg, die Moderatorin .

Ich möchte alle APO-Frauen willkommen heißen, aus West und Ost, auch diejenigen, die die hier nicht mit einem Foto bedacht wurden, Sie alle sollen sich heute Abend gewürdigt wissen.


Die Fotografin Ruth Westerwelle greift mit dieser Ausstellung ein längst fälliges Thema auf. Wohl bekannt und immer wieder in Ausstellungen gezeigt, sind die jungen Männer der Studentenbewegung von 68, vergessen die vielen Frauen, die die Bewegung trugen und die Gesellschaft nachhaltig beeinflussten.

1968 ist ein Einschnitt in der Geschichte, den man als eine kulturelle Revolution bezeichnen kann.

Ruth E. Westerwelle hat in einer umfangreichen und mehrjährigen Forschungsarbeit sich zum Ziel gemacht die 68er Frauen zu porträtieren und sichtbar zu machen.Sie reiste dazu um die Welt, um sie ausfindig zu machen, u.a. in die USA zu Gretchen Dutschke und nach Paris zu Beate Klarsfeld. Sie besuchte Fotografinnen der damaligen Zeit, forschte in vielen Zeitungsarchiven, stöberte in Privatarchiven und Fotoalben. Eine weitere Herausforderung war, die Namen der Frauen zu eruieren, sie befragte unzählige Zeitgenossinnen und Zeitgenossen.

Entstanden sind faszinierende Porträts außergewöhnlicher Frauen, aus dem Westen aber auch aus der DDR, die alle gelebte zeitgenössische Geschichte widerspiegeln.

Es ist auch eine einmalige Darstellung älterer Frauen die ihr ganzes Leben selbstbestimmt gelebt haben. Für diese Arbeit möchte ich Ruth Westerwelle ganz herzlich danken.

Wir begehen morgen den Internationalen Frauentag, den ich hier nur kurz streifen möchte,der für uns heute kaum noch Bedeutung hat, aber der ursprünglich das Ziel hatte, das Frauenwahlrecht auf internationaler Ebene durchzusetzen. Clara Zetkin schlug auf der internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz 1910 in Kopenhagen die Einführung eines Internationalen Frauentages vor, um gemeinsam für das Frauenstimmrecht zu demonstrieren, das dannin Deutschland1918 tatsächlich eingeführt wurde. Der erste internationale Frauentag fand vor 103 Jahren am19.3. 1911 in Dänemark, Deutschland, Österreich-Ungarn und der Schweiz statt.


Ich mache einen großen Sprung in die Nachkriegszeit, zur Erinnerung für die jüngeren unter den Gästen.

1949 setzte die sozialdemokratische Abgeordnete Elisabeth Selbert durch, dass die Gleichberechtigung in das Grundgesetz der Bundesrepublik aufgenommen wurde.

In der Realität jedoch waren die Frauen in den 50er und 60er Jahren alles andere als gleichberechtigt. Ein uneheliches Kind war für die Frau gesellschaftlich eine Katastrophe, die Frau als Mutter erhielt nicht einmal das Sorgerecht. Das Ehe- und Familienrecht bestimmte den Mann zum Alleinherrscher über Frau und Kinder. Eine Ehefrau musste ihrem Mann jederzeit sexuell zur Verfügung stehen. Wenn er sie und die Kinder misshandelte, galt das als Privatsache. Verheiratete Frauen durften nur dann arbeiten gehen, wenn der Mann es ihnen erlaubte. Noch in den 70er Jahren gab es die sogenannten "Leichtlohngruppen". Und auch wenn eine Frau dieselbe Arbeit verrichtete, wie ein Mann, bekam sie dafür viel weniger Geld.


Auch die 68er Bewegung war nicht frei von diesen autoritären und patriarchalen Strukturen. Ich zitiere hierzu aus einer Rede von Helke Sander, als Delegierte des Aktionsrates zur Befreiung der Frauen auf dem Bundeskongress des SDS in Frankfurt/Main:1968 : Wir stellen fest, dass der SDS innerhalb seiner Organisation ein Spiegelbild gesamtgesellschaftlicher Verhältnisse ist, Dabei macht man Anstrengungen, alles zu vermeiden was zur Artikulierung dieses Konfliktes zwischen Anspruch und Wirklichkeit beitragen könnte, Nämlich dadurch, dass man einen bestimmten Bereich des Lebens vom gesellschaftlichen abtrennt, ihn tabuisiert, ihm den Namen „Privatleben gibt“. In dieserTabuisierung unterscheidet sich die SDS in nichts von Gewerkschaften und den bestehenden Parteien. Das hat zur Folge, dass das spezifische Ausbeutungsverhältnis, unter dem die Frauen stehen, verdrängt wird, dass die Männer ihre alte, durch das Patriarchat gewonnene Identität noch nicht aufgeben müssen, so Helke Sander.

Bis heute wird über 68 wieder diskutiert, aber der Anteil der Frauen wird dabei meistens verschwiegen, dabei waren an sie allen politischen Debatten und Aktionen maßgeblich beteiligt.

Ihnen verdanken wir im Wesentlichen die Frauenbewegung der siebziger Jahre, welche dann umsomehr ins gesellschaftliche Bewusstsein gerückt ist.

Die hier porträtierten Frauen sind unterschiedlich und vielfältig in ihren Aktivitäten und Biografie.

Doch allen gemeinsam war, politisches Handeln zum persönlichen Hauptanliegen zu machen und gegen die traditionelle Frauenrolle anzukämpfen.


Ich möchte noch auf die Ausstellung „ Bescheidene Helden“ von Katharina Mouratidi hinweisen, da sie wunderbar zu der jetzt eröffneten Ausstellung der APO Frauen in den Dialog tritt.

Es zeigt Menschen, die außerhalb von Parteien sehr mutig und eigenständig Themen aufgegriffen haben und dafür mit dem alternativen Nobelpreis geehrt wurden.


Zum Schluss möchte ich noch unseren Förderern danken, dies diese Ausstellung finanziell möglich gemacht haben. Der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen, sei ein großes Dankeschön ausgesprochen, sowie dem Vorwärts Verlag der SPD. Ebenfalls danke ich meinem Team für die geleistete Arbeit und Unterstützung: Daniela Zehe, Ela Papen, Henry Lubasch, Maren Ziese, Anke Göhring und Holger Biermann, sowie Wilfried Lieke.